Marokko und Al-Andalus

Beinahe acht Jahrhunderte lang befand sich die Iberische Halbinsel teilweise in muslimischer Hand: von 711 als Tariq ibn Ziyad und seine Berber über die Strasse von Gibraltar Spanien erreichten, bis zum Fall des nasridischen Königreichs Granada 1492. Al-Andalus (Land der Wandalen), wir die Muslime das besetzte Gebiet nannten, beheimatete zeitweise Muslime, Juden und Mozaraber (Christen mit islamischer Lebensweise). Darunter waren Philosophen, Händler, Wissenschaftler und Dichter, die die farbigste Kultur des Spätmittelalters prägten.

 

Averroës

Der 1126 in Córdoba geborene Averroës (Ibn Rushd)  war einer der angesehensten islamischen Gelehrten. Ausser in Theologie besass er Kenntnisse in Medizin, Rechtswissenschaften, Philosophie und Astronomie. Averroës stammte aus einer bedeutenden Familie, sein Grossvater war Imam an der Grossen Moschee von Granada. Unter Abou Yacoub Youssef war er sowohl in Sevilla als auch in Córdoba und Marrakesch tätig. Er übernahm den Platz seines Mentor, des berühmten Arztes Abubacer (Ibn Tufaïl). Averroës kannte die Schriften des Aristoteles und vertrat eine eher aufgeklärte als eine esoterische Interpretation des Korans. Dies brachte ihm die Verdammung durch die Autoritäten von Córdoba ein, bald wurde er jedoch vom Almohaden-Herrscher Yacoub el-Mansour rehabilitiert, der ihm bis zu seinem Tod im Dezember 1198 in Marrakesch Asyl gewährte.

 

Juden in Marokko

Hebräische Inschriften aus der Römerzeit belegen, dass es in Marokko bereits in der Antike eine jüdische Gemeinschaft gab. Sie lebte von Ackerbau, Viehzucht und Handel. Mit der Bekehrung der Berberstämme und dem Zustrom jüdischer Flüchtlinge aus Spanien und dem Orient erlebte das Judentum einen Aufschwung. Nach der Gründung von Fès liessen sich dort viele Juden nieder, Gelehrte und Rabbis bereisten das ganze Land. Zwar wanderten zahlreiche Juden infolge Repressalien durch die Almoraviden und Almohaden aus, aber die Meriniden und Wattasiden nahmen nach 1492 Tausende aus Spanien vertriebenen Juden auf. Auch unter den Alawiten genossen die Juden Schutz. Heut ist die Zahl der Juden in Marokko stark zurückgegangen, einige bekleiden aber hohe Ämter.

 

Bauweise

Nach dem Ende des unabhängigen Kalifats von Córdoba herrschten die Almoraviden und Almohaden direkt über Al-Andalus, wo ihre imposante Bauweise Verbreitung fand. Das architektonische Erbe von Al-Andalus, vor allem die sakralen Bauten, sind deutliche Kennzeichen der andalusischen Kultur. Die einander stark ähnelnden Minarette der drei von den Almohaden in Marrakesch, Rabat und Sevilla erbauten Moscheen demonstrieren die Einheitlichkeit des Baustils der Almohaden.

 

Bewässerung

Unter den Omaijaden-Kalifen und ihren Berber-Nachfolgern erfuhr das Bewässerungssystem in Andalusien entscheidende Neuerungen. Die Einführung der noria, des Wasserrades, sollte das Verfahren der Wasserverteilung in Spanien dauerhaft verändern.

 

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