Text Bukarest / Rumänien

Bukarest ist die Hauptstadt der Republik Rumänien.

Rumänien liegt am Schwarzen Meer und erstreckt sich in westlicher Richtung über den Karpatenbogen bis zur Pannonischen Tiefebene.

Es besteht aus den drei Gebieten, die früheren Fürstentümer Walachei, Moldau und Transsylvanien.

Rumänien grenzt an fünf Staaten: im Süden an Bulgarien, im Westen an Serbien und Ungarn, im Norden sowie im Osten an die Ukraine und Moldawien.

Seit dem späten 14. Jahrhundert war die Walachei aussenpolitisch durch die Nachbarschaft zum expandierenden Osmanischen Reich geprägt. Bedeutende Fürsten dieser Zeit waren Mircea der Alte, (1386–1418) und Vlad III. Drăculea (1456–1462, 1476), die teilweise militärische Erfolge gegen die Türken verbuchen konnten. Moldau musste sich während dieser Epoche sowohl gegen den Einfluss Ungarns als auch Polens wehren. Unter des Fürsten Stephan der Grosse, (1457–1504) nahm auch Moldau zeitweilig erfolgreich am Abwehrkampf gegen die Türken teil. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurden die beiden rumänischen Fürstentümer allerdings dem Osmanischen Reich gegenüber tributpflichtig, auch wenn sie ihre politische und religiöse Autonomie bewahrten.

Rumänien ist seit 1877 unabhängig vom Osmanischen Reich.

Der moderne rumänische Staat entstand 1859 durch die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei. Nach 1945 war Rumänien während des Kalten Krieges Teil des Warschauer Pakts. Seit 1989 hat sich Rumänien politisch den westeuropäischen Staaten angenähert und wurde Mitglied der NATO (2004) sowie der Europäischen Union (2007).

Ethnien und Religion

Die Rumänen wurden 2011 mit 88,9% als die deutlich grösste Bevölkerungsgruppe des Landes registriert. Daneben existieren aber zahlreiche Minderheiten, die teilweise regional die Mehrheit stellen. Dies gilt insbesondere für die Ungarn mit 6,5% (etwa 1,2 Millionen Menschen). Ihre Hauptsiedlungsgebiete befinden sich im Südosten Siebenbürgens, dem Szeklerland, sowie im Grenzgebiet zu Ungarn. Die drittgrösste Bevölkerungsgruppe in Rumänien sind die Roma mit 3,3% (etwa

621 000 Menschen), welche keine regionalen Schwerpunkte bewohnen. Sie sind sozial und wirtschaftlich häufig schlechter als die übrigen Gruppen gestellt.

Im 12. Jahrhundert, als das heutige Gebiet Siebenbürgen ungarisch war, wurden unter König Géza II. deutsche Siedler angeworben. Von ihnen erhoffte sich der König bessere Ackerbaumethoden, mehr Handwerk, eine Belebung des Handels und mehr Steuereinnahmen. Der bis Mitte des 20. Jahrhunderts hohe Anteil der Deutschsprachigen ist auf 0,2% (Stand 2011) gesunken. Der Altersdurchschnitt der in Rumänien verbliebenen ist jedoch relativ hoch, so dass die Gesamtzahl der Rumäniendeutschen von unter 50.000 Menschen weiter sinken wird. Daneben existieren zahlreiche weitere Minderheiten.

Rumänien hat als säkulares Land keine Staatsreligion. 86,7% der Bevölkerung bekennen sich zur rumänisch-orthodoxen Kirche. Diese ist eine autokephale Kirche innerhalb der osteuropäischen Orthodoxie. Die ethnische und sprachliche Teilung Rumäniens setzt sich in der Kirchenzugehörigkeit fort, da die Ungarn vorzugsweise anderen Konfessionen als der rumänisch-orthodoxen Kirche angehören.

Im Zweiten Weltkrieg verlor Rumänien rund 378 000 Soldaten und Zivilisten. Die rumänische Regierung war im Rahmen des NS-Völkermords an der Ermordung von etwa 270 000 rumänischen Juden aktiv beteiligt.

Volksrepublik

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Rumänien unter sowjetischen Einfluss. Die Eliten des alten Systems und politische Gegner wurden enteignet, verschleppt oder ermordet. 1947 wurden alle bürgerlichen Parteien verboten, König Mihai I. wurde abgesetzt. Die Sozialdemokraten wurden mit der zuvor unbedeutenden Partidul Comunist din România (PCR) zwangsvereinigt, woraus ab März 1948 die Partidul Muncitoresc Român (PMR,deutsch Rumänische Arbeiterpartei) hervorging. Diese rief die Volksrepublik Rumänien aus, in der Gheorghe Gheorghiu-Dej der bestimmende Mann war. 1948 erfolgte eine letzte territoriale Abtretung, als die Schlangeninsel der Sowjetunion übergeben wurde.

Staat und Wirtschaft Rumäniens wurden systematisch nach kommunistischen Vorstellungen umgeformt: 1948 wurde die Industrie verstaatlicht, ab 1950 auch die Landwirtschaft. Mitte der 1950er Jahre verbesserte sich die wirtschaftliche Versorgungslage in Rumänien, was die innenpolitische Lage stabilisierte. Aussenpolitisch strebte Gheorghiu-Dej eine vorsichtige Eigenständigkeit gegenüber der Sowjetunion an, dennoch trat Rumänien 1949 dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe und 1955 dem Warschauer Pakt bei.

Sozialistische Republik / Ceausescu

Am 21. August 1965 wurde unter der Führung der sich nun Partidul Comunist Român (PCR) nennenden Rumänischen Kommunistischen Partei die Sozialistische Republik Rumänien ausgerufen. Führender Mann des Landes wurde Nicolae Ceaușescu, der nach dem Tod von Gheorghiu-Dej das Amt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei übernommen hatte. Ceaușescu emanzipierte sich und im Mai 1967 warf er Moskau vor, die rumänische Kommunistische Partei unterwandern zu wollen. Obwohl die Aussenpolitik Ceaușescus den sowjetischen Nachbarn reizte, einen innenpolitischen Vorwand zum Eingreifen wie in der Tschechoslowakei fanden die Sowjets in Rumänien nicht. Die Diktatur der Kommunistischen Partei, ihre „führende Rolle“, war unangefochtener als in den meisten anderen Ostblockstaaten. Weiterhin betonte Ceaușescu demonstrativ die nationale Eigenständigkeit Rumäniens von der Sowjetunion, und unternahm mehrere radikale Einschnitte in Wirtschaft und Gesellschaft: Gesetze zur Förderung des Kinderreichtums und ein Abtreibungsverbot sollten die Bevölkerungszahl Rumäniens steigern. Viele Frauen starben an unprofessionell durchgeführten Abtreibungen, viele Babies wurden ausgesetzt und endeten in Waisenhäusern.

Mittels ausländischer Kredite und durch die Umsiedlung von Teilen der Landbevölkerung in die Städte sollte das agrarisch geprägte Land mehr industrialisiert werden.

Der Zusammenbruch der Volkswirtschaft und die mangelnde Bonität Rumäniens zwangen das Regime schliesslich zum Export von Grundversorgungsgütern, die nun im Land selbst immer rarer wurden. Dennoch bewahrte Ceaușescu seine Macht zunächst durch die Geheimpolizei Securitate und einen sehr ausgeprägten Personenkult.

1977 wurde Bukarest von einem Erdbeben heimgesucht, das ca. 40% der Häuser zerstörte.

Nach Besuchen von Ceausescu in China und Nordkorea liess er ab 1983 den „Palast des Volkes“ (Parlamentspalast) bauen. Viele Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Bedeutende Bauten wurden verschoben, viele abgerissen. Der Bau des Palastes wurde vorangetrieben, während das Volk hungerte.

Der Parlamentspalast in Bukarest ist das grösste Gebäude Europas und eines der grössten der Welt. Das Gebäude seit 1997 als Sitz der rumänischen Abgeordnetenkammer ist nach dem Pentagon das zweitgrösste Verwaltungsgebäude der Welt. Stilistisch wird der Parlamentspalast zum Neoklassizismus gerechnet.

Revolution 1989

Nach dem Mauerfall und der Wende 1989 in der DDR und den anderen Staaten des Ostblocks kam es zur Rumänischen Revolution. Demonstranten forderten das Ende des mit Gewalt regierenden Ceaușescu-Regimes. Die Securitate setzte daraufhin Schusswaffen ein, während Teile der regulären Armee dem Regime die Unterstützung verweigerten und Widerstand leisteten, was zu Strassenkämpfen mit mehr als 1000 Todesopfern führte. Nachdem sich die Armeeführung mit den Demonstranten verbündet hatte, wurde Ceaușescu am 25. Dezember 1989 vor ein Militärgericht gestellt und nach einem kurzen Schauprozess, vor laufenden TV-Kameras, zusammen mit seiner Frau standrechtlich erschossen.

Rumänien seit 1990

In der nachkommunistischen Zeit konnte sich Rumänien nur langsam von den Folgen jahrzehntelanger Diktatur und Misswirtschaft erholen. Vorherrschende Partei in den Jahren nach der Revolution wurde die sozialdemokratische PSD unter dem neuen Staatspräsidenten Ion Iliescu. Die PSD rekrutierte sich grösstenteils aus den alten kommunistischen Eliten. Dennoch verfolgte Rumänien fortan einen demokratischen und marktwirtschaftlichen Kurs. Aussenpolitisch orientierte es sich nach Westen.

1996 wurde Emil Constantinescu neuer Staatspräsident, seine Partei, die christdemokratische PNȚ-CD, wurde stärkste Kraft im Parlament. Sie scheiterte jedoch bei den Wahlen 2000 an der Fünfprozenthürde, was eine Rückkehr der PSD an die Regierung ermöglichte. Iliescu wurde wieder Staatspräsident, Adrian Năstase neuer Ministerpräsident. Im Jahr 2004 trat Rumänien der NATO bei.

Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 setzte sich Traian Băsescu durch, der sich auf eine Mitte-rechts-Koalition stützte. 2007 wurde Rumänien Teil der Europäischen Union. Im selben Jahr kam es zu einem Machtkampf zwischen Băsescu und dem Ministerpräsidenten Călin Popescu-Tăriceanu von der nationalliberalen PNL. Băsescu wurde zeitweilig vom Parlament suspendiert, kehrte aber nach einem für ihn positiven Referendum in sein Amt zurück.

Die Parlamentswahlen in Rumänien 2008 fanden erstmals entkoppelt von den Präsidentschaftswahlen statt. Die PSD und die neu gegründete PD-L gingen daraus als Sieger hervor, woraufhin sie eine Regierung unter Emil Boc bildeten

Staatskrise seit 2011

Harte Sparmassnahmen führten zu Protesten und schliesslich zu einem Misstrauensvotum im Parlament. Das Kabinett Boc IItrat zurück. Der frühere Außenminister Teodor Baconschi behauptete, durch die Manipulation einzelner Abgeordneter seien einige zum Oppositionsbündnis übergetreten. Staatspräsident Traian Băsescu ernannte Anfang Februar 2012 Mihai Răzvan Ungureanu zum Premierminister und beauftragte ihn mit der Regierungsbildung. Nach weniger als drei Monaten im Amt scheiterte Ungureanus Regierung an einem erfolgreichen Misstrauensvotum im Parlament, das von den Parteien Partidul Social Democrat (PSD) und Partidul Național Liberal (PNL) eingebracht wurde.

Im Februar 2011 formten die Sozialdemokratische Partei Rumäniens, die National-Liberale Partei unter Crin Antonescu, und die Konservative Partei unter Daniel Constantin die Koalition Uniunea Social Liberală (USL, deutsch Sozialliberale Union).Victor Ponta, Leiter der USL, wurde am 27. April 2012 von Staatspräsident Traian Băsescu mit der Bildung eines Kabinetts beauftragt Ende Juni 2012 wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen den rumänischen Präsidenten Traian Băsescu eingeleitet, in dem ihm massive Verfassungsverstösse vorgeworfen wurden. Die Abstimmung im Parlament führte zur Suspendierung des Präsidenten. Die Amtsgeschäfte führte indes der nationalliberale Senatspräsident Crin Antonescu. Beim EU-Gipfel am 28. und 29. Juni 2012 nahm Ponta als Vertreter Rumäniens teil, entgegen einer Entscheidung des Verfassungsgerichts, das Präsident Băsescu das Recht zugesprochen hatte, Rumänien wie bisher auch beim Gipfel zu vertreten, indem es urteilte, Traian Băsescu habe seine Befugnisse nicht überschritten. Eine Volksabstimmung zur Amtsenthebung verfehlte Ende Juli die notwendige Wahlbeteiligung, sodass Băsescu in sein Amt zurückkehren konnte. Bei den Präsidentschaftswahlen 2014 wurde Klaus Johannis, der Bürgermeister von Hermannstadt, zum Nachfolger Băsescus gewählt. Er setzte sich in einer Stichwahl gegen Ministerpräsident Ponta durch.

 

06.September 2016 / RH

 

Quellen:

  • Wikipedia
  • Reiseführer Rumänien von Diana Stanescu

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