Hammam

 

Unser Führer hat uns einen Hammam, der vor allem von Einheimischen besucht wird, empfohlen.

Dieses Dampfbad, das abends ab 21 Uhr nur für Männer geöffnet ist, wollen Leon aus Riga und ich benützen. Es liegt in der Altstadt, hat einen kleinen bescheidenen Eingang und ist in Kellerräumen gelegen.

Die Angestellten sprechen nur sehr wenig Französisch.

Das Eintrittsgeld ist relativ bescheiden, umgerechnet 1 Franken, die Massage 10 Franken.

 

Ein kleiner, kräftiger Mann in Badehose erklärt uns mit Händen und Füssen den Ablauf des Rituals. Er hat sofort gesehen, dass wir uns hier nicht auskennen. Es stellt sich heraus, dass er ein Masseur ist.

Wir bekommen einen grossen Kübel, worin wir unsere Sachen verstauen können. Es wird uns zu verstehen gegeben, dass wir uns nicht nackt ausziehen dürfen. Alle Männer, Jugendliche und Knaben tragen entweder Badehosen oder Unterhosen.

Nach dem Umziehen werden wir in die zwei hinteren, gewölbeartigen und fensterlosen Räume geführt. Der hinterste Raum ist der wärmste (vergleichbar mit dem Caldarium, Tepidarium und Frigidarium der römischen Thermen). Alles sieht einfach aber sehr sauber aus. Überall sitzen Männer am Boden und sind mit dem Waschprozedere beschäftigt. Die Räume sind mit Dampf gefüllt und es ist angenehm warm. Im hinteren Raum schöpft unser Masseur aus zwei grossen Trögen Wasser in zwei Kübel, in den einen heisses, in den anderen kaltes. Er trägt das Wasser zu einer freien Nische im mittleren Raum und heisst uns da zu warten.

Die am Boden sitzenden Männer sind konzentriert mit ihrer Körperpflege beschäftigt. Einzelne Körperteile werden intensiv mit einen rauen Handschuh („Kupferblätz“) und Seife bearbeitet. Das Wasser nehmen sie mit Schöpfkellen abwechslungsweise aus den vor ihnen stehenden Kübeln.

Einzelne Männer massieren sich gegenseitig. Es wird kaum gesprochen, alles passiert in Ruhe und Konzentration. Man nimmt von uns Fremden keine Notiz.

Unser Masseur kommt zurück. Er heisst mich auf den Boden in der Nische zu legen. Die Massage beginnt. Ich werde mit kräftigen Händen (und Füssen) auf  Gröbste behandelt. Ich werde gestreckt, gedrückt, gepresst, gezogen und geklopft. Bei jeder Streichbewegung gibt der Masseur zischende, werde ich geklopft, gibt er schnalzende Laute von sich. Das soll vermutlich heissen, dass ich mich entspannen soll. Sobald ich vor Schmerzen aufstöhne, schwächt er rücksichtsvoll die Intensität seiner Massage ab.

Nun werde ich gewaschen. Die Waschung beginnt damit, dass er einen Kübel warmes Wasser über meinem Kopf ausleert. Nun wird mein ganzer Körper mit dem rauen Handschuh ab- geschruppt. Alte Hautschichten werden in Massen entfernt. Die Haut rötet sich, fühlt sich aber fein und wie am ersten Tag an.

Bei dieser Waschprozedur werden nur mein Gesicht, und alles was mit der Badehose bedeckt ist, ausgelassen.

Nun wird meine Kopfhaut mit Shampoo und einer groben Bürste bearbeitet.

Alles immer wieder begleitet von Wasserschwallen

Es folgt der Massage zweiter Teil: Ähnlicher Ablauf mit gleicher Intensität.

Nachdem Leon die gleiche Prozedere hinter sich gebracht hat, verlassen wir die Nassräume und ziehen uns im Umkleideraum um. Wir fühlen uns frisch und gleichzeitig entspannt.

Nachdem wir noch etwas gegessen haben, will ich die Hände im Brunnen waschen. Mir wird sofort erklärt, dass das nicht gehe. Ich müsse das Wasser aus dem Brunnen schöpfen und mir über die Hände leeren.

Ein junger Mann erzählt uns, dass er jeden Tag den Hammam besuche.

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