Die Glarner Hauptüberschiebung

??????????

Foostock: Die Glarner Hauptüberschiebung ist auf der Liste der UNESCO -Weltnaturerben gesetzt. Das ältere Gestein, 250-300 Millionen Jahre alt, liegt auf dem ca. 50 Millionen Jahre alten Flyschgestein, an der scharfen Linie gut sichtbar.

Der Zusammenstoss von Afrika und Europa hat die Alpen über Jahrmillionen aufgetürmt.Ursprüngliche Gesteinsschichten wurden übereinander geschoben, gefaltet und zerbrochen. Vielfältige Zeugnisse und Spuren dieser gewaltigen Kräfte sind im Sardona Welterbe aussergewöhnlich gut sichtbar.

Seit über zwei Jahrhunderten erforschen Wissenschaftler aus der ganzen Welt die Vorgänge der Gebirgsbildung. Sie versuchen im Welterbe Sardona die Geheimnisse der Entstehung von Gebirgen zu lüften.

2017457c6c

Die Glarner Hauptüberschiebung am Piz Sardona

Bei der Kollision der Kontinentalplatten von Europa und Afrika begann die Bildung der Alpen. Dies geschah durch Verfalten, Stauchen und Überschieben von Gesteinsschichten. Vor etwa 20-25 Mio. Jahren wurden 16 km unterhalb der Erdoberfläche alte Verrucanogesteine (250 -300 Mio. Jahre) über eine Distanz von mehr als 35 km auf jüngere Flyschgesteine (35-50 Mio. Jahre) überschoben. Es herrschten Drucke von bis zu 5 kbar und Temperaturen um die 320 °C. Der Überschiebungsprozess dauerte bei einer Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Jahr mehrere Millionen Jahre. Durch die stetige Hebung und gleichzeitige Erosion des Gebirges ist die Überschiebungsfläche heute an der Erdoberfläche sichtbar.

Am Überschiebungskontakt liegt ein meist 1-2 Meter mächtiges Band aus Lochseitenkalk. In diesem Kalkband fand vermutlich die Hauptbewegung der Überschiebung statt.
Speziell an der Glarner Hauptüberschiebung ist, dass eine Decke mit einer Breite von 100 km und einer Länge von 50 km als Ganzes überschoben wurde und nicht in kleinere Bruchstücke zerfallen ist. Es wird angenommen, dass die Decke aufgrund der Anwesenheit des Lochseitenkalks, welcher die Reibung verminderte, nicht zerbrochen ist.

https://unesco-sardona.ch/

Glarner Hauptüberschiebung: Altes Gestein liegt auf jüngerem – dazwischen der Lochsitenkalk

d9c05dbfe0

Lochsitenkalk

Besonders schön sichtbar ist die Glarner Hauptüberschiebung im Pizolgebiet, zwischen dem Ringelspitz (Piz Barghis) und dem Tristelhorn (Piz da Sterls), am Piz Dolf (Trinserhorn), am Foostock, in der Gross Schibä – Piz Sardona (Surenstock) – Piz Segnas – Atlas – Gruppe, an den Tschingelhoren oder am Fil de Cassons (Cassonsgrat).

Nicht nur an der Glarner Hauptüberschiebung wurden Gesteinspakete übereinander geschoben. Ein Dutzend weitere, bedeutende Überschiebungen können beobachtet werden. Gut erkennbar sind die Mürtschen-Überschiebung in der Fessis-Mürtschenalp-Murgtal-Region, die Säntis-Überschiebung auf dem Kerenzerberg und kleinere Überschiebungen am Drachenberg/Gigerwaldspitz, zwischen der Ringelspitzkette und dem Cassonsgrat sowie die Flyschüberschiebungen im Weisstannental und im Calfeisental.