Der von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzte und damit hoffentlich dem drohenden Verfall entrissene Kasbah-Komplex ist das vermutlich imponierendste Zeugnis der für den Süden Marokkos typischen, sogenannten Kasbah- Architektur.
In Ait Benhaddou sind an einem Hügel gleich sechs dieser Kasbahs zu einer trutzig aufragenden Wohnburg verschmolzen. Während die Kasbah der arabischen Stadt eine reine Festungsanlage ist, hat die Berber-Kasbah im südlichen Marokko mehrere Funktionen: Sie ist Fluchtburg und Herrensitz, Festung und Gemeinschaftsspeicher, Sippenwohnung und Clanmachtzentrum.
Um einen mehrstöckigen Zentralbau gruppieren sich vier hohe Ecktürme, in der Regel umgibt eine mächtige Mauer den Bau. Auffällig ist der reiche Ornamentschmuck an den Aussenfassaden, der durch Einritzungen oder durch Lehmziegelkombinationen gebildet wird.
Das Baumaterial der Kasbahs, Stampflehm und Lehmziegel, ist äussert witterungsanfällig: Nach heftigen Platzregen fallen ganze Mauerkonstruktionen in schlammigen Placken auseinander.
Der Kern der ältesten südmarokkanischen Kasbah-Anlagen ist vermutlich über 400 Jahre alt; die einzigartige, bereits für die vorrömischen Zeit belegte Kasbah-Architektur findet sich ausser in Südmarokko nur noch in einzelnen Regionen des Jemens.