Marrakesch

 

Marrakesch liegt in einer Ebene nördlich des Hohen Atlas in einer Höhe von etwa 450 m ü. d. M. und zählt neben Meknès, Fès und Rabat zu den Königsstädten Marokkos.

Ins Jahr 1062 datiert die Stadtgründung als befestigtes Heerlager der Almoraviden, ab1070 stieg sie unter Youssouf Ben Tachfine zur Hauptstadt der Almoraviden und zum wichtigsten Handelszentrum auf. In dieser Zeit kultureller Blüte entstanden zahlreiche prächtige Bauten. 1147 eroberten die Almohaden die Stadt und zerstörten die almoravidischen Bauwerke. Als almohadische Hauptstadt wurde Marrakesch neu aufgebaut. Nach einer katastrophalen Pestepidemie (1176) erlebte die Stadt eine neue Blütezeit unter der Regentschaft von Yacoub El Mansour (1185-1199). Anfangs des 13. Jahrhunderts erschütterten im Zusammenhang mit dem Niedergang der Almohaden Bürgerkriege die Stadt.

1269 eroberten die Meriniden Marrakesch und riefen Fès zu neuen Reichshauptstadt aus. Mehrfach rebellierte Marrakesch gegen die merinidische Zentralregierung, zeitweise war es unabhängig. Die Saadier nahmen die Stadt 1521 ein und machten sie 1554 zur Hauptstadt ihres Reiches.  Es folgte eine erneute Blütezeit, vor allem durch den lukrativen Gold- uns Sklavenhandel mit Timbuktu (Nordmali) und Westafrika. Grosse und prunkvolle Bauten entstanden. 1666 verlegten die Alaouiten die Residenz wieder nach Fès. Moulay Ismail (1672-1727) liess die saadischen Paläste zerstören; in den folgenden Jahrhunderten diente Marrakesch gelegentlich noch als Residenz, stand an Bedeutung aber hinter Fès zurück.

Anfangs  des 20. Jahrhunderts war Marrakesch Regierungssitz von Moulay Hafid, der sich 1907 zum Gegensultan ausrufen liess und 1908 die Sultanswürde eroberte. Unterstützt wurde er von El Glaoui (1875-1956), dem legendären Pascha von Marrakesch, der als Gegenleistung zahlreiche Privilegien erhielt. 1912 eroberte der Rebell El Hiba die Stadt, die mit Unterstützung des Kollaborateurs El Glaoui von den Franzosen besetzt wurde. El Glaoui stellte seine Berbertruppen den Franzosen zur Verfügung, um die rebellischen Bergstämme der Region zu unterwerfen. Nach Abschluss dieser Befriedungsaktionen stieg er in den 30er-Jahren zum unumschränkten Herrscher des Südens auf und regierte bis 1955 als selbstherrlicher Despot, gestützt auf ein Heer von Leibeigenen. 1955 wurde er als Verräter gebrandmarkt, das märchenhafte Vermögen der Glaoui-Sippe eingezogen.

In der Protektoratszeit nutzten die Franzosen die fruchtbare Haouzebene, das Umland von Marrakesch, als eines ihrer Hauptsiedlungsgebiete. Die alte Rivalität zwischen Marrakesch und Fès um den Rang der wichtigsten Stadt des Landes ist bis heute spürbar, auch wenn beide Städte längst von Rabat und Casablanca überflügelt wurden.

Marrakesch erreicht nie die auf den ganzen Maghreb ausstrahlende politische und kulturelle Bedeutung von Fès, war aber traditionell die heimliche Hauptstadt des marokkanischen Südes und die führende Handelsstadt des Landes, da hier der gesamte Warenverkehr zwischen den Städten des Nordens und der Sahara abgewickelt wurde. Auch wenn die Ära des Karawanenhandels unwiederbringlich dahin ist: Marrakesch ist bis heute eine ökonomische Kapitale, die die grössten Souks des Landes beherbergt – nach wie vor ein Magnet für die Nomaden des Umlandes.

 

Die Medina

Das Zentrum der Medina – sie ist mit der Altstadt von Fès die grösste des Landes – ist die stets belebte Place Djemaa El Fna. Der Name bedeutet übertragen Versammlungsplatz der Getöteten und weist darauf hin, dass der Platz einst als Richtstätte diente, wo die aufgespiessten Köpfe der Hingerichteten zur Schau gestellt würden. Hier säumen zahlreiche kleine Hotels, Cafés, Restaurants und Souvenirgeschäfte den Platz. Vormittags wird auf ihm Markt abgehalten, nachmittags wird er zu einer grossen Unterhaltungsbühne mit Feuerschluckern, Affendressuren, Schlangenbeschwörern, Akrobaten, Märchenerzählern, Tänzern, Musikanten und anderen Unterhaltungskünstlern. Mit Einfall der Dämmerung wird der Platz zur gigantischen Volksküche. Es wird empfohlen sich von diesem Platz aus in der Stadt zu orientieren.

 

Das Labyrinth der Souks

Die ausgedehnten Souks von Marrakesch erstrecken sich nördlich der Place Djemaa El Fna. Ihr Haupteingang, vom Platz selbst aus nicht sichtbar, liegt auf der nördlichen Stirnseite des Platzes hinter einem verschachtelten Markthallenkomplex, genau gegenüber dem Café du France. Passiert man dort eine Reihe von Töpferläden und den Souk für Trockenfrüchte und Flechtwaren, so erblickt man das reich geschmückte Hauptportal zu den Souks.

Die Souks von Marrakesch sind sehr verwinkelt, dennoch ist eine Orientierung auch ohne Führer möglich, die wuchtigen historischen Stadttore, die die Medinaeingänge markieren, erleichtern die Orientierung.

 

Das Wahrzeichen der Stadt – die Koutoubia

An der Nahtstelle von Medina und Neustadt, die Place Djemaa El Fna beherrschend, liegt die Koutoubia-Moschee, deren Minarett das architektonische Wahrzeichen von Marrakesch ist. Die Moschee hat ihren Namen vom Souk El Koutoubijn, dem Souk der Buchhändler, der einst hier seinen Platz hatte. 1158 wurde sie anstelle einer almoravidischen Moschee erbaut; das Minarett datiert allerdings erst vom 12. Jh.

Eine herausragende Bedeutung kommt dem Bau vor allem wegen seines Minaretts zu: Es ist das einzige vollendete der Almohadenzeit. Zusammen mit der Giralda von Sevilla und dem Hassan-Turm von Rabat, die beide aus der gleichen Zeit stammen, ist es bis zum heutigen Tag das Vorbild marokkanische Minarette.

 

Die Mellah

An der Ostseite der Place Djemaa El Fna nehmen zwei Strassen ihren Anfang, um sich durch die Mellah zu ziehen. Im 16.Jh. gegründet und im 19. Jh. Erweitert, war sie bis in 20.Jh. hinein die grösste Judenstadt Marokkos, ehe sie dann von Casablanca überflügelt wurde. Die meisten Juden sind inzwischen ausgewandert, aber noch immer findet man in dem Viertel zahlreiche Gold- und Silberschmiedeläden.

 

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