Agadir ist das bedeutendste marokkanische Badezentrum. Die einen verachten die modern-gesichtslose Stadt, die anderen kommen immer wieder, Jahr für Jahr.
Die an einer weiten Atlantikbucht gelegene Provinzhauptstadt mit rund 500‘000 Einwohnern verfügt zwar über einen umschlagstarken Fischereihafen und fischverarbeitende Industrie und grosse Zementwerke, ihre ökonomische Bedeutung aber leitet sich eindeutig von Massentourismus ab.
Ende der 1990er-Jahre kamen über 50% der nationalen Tourismuseinkünfte aus Agadir.
Umstritten ist, ob Agadir bereits karthagischer Hafen war und welche Rolle der Ort vor dem 16. Jh. Gespielt hat. Auf jeden Fall waren es die Portugiesen, die den Ort 1505 als Santa Cruz de Aguer gründeten. 1541 wurde er von den Saadiern erobert, die dort eine Kasbah bauten. Umgeschlagen wurde hier das Zuckerrohr aus dem Sous. 1765 wurde der Hafen zugunsten des neuen Hafens von Essaouira geschlossen.
Bis in frühe 20.Jh. war Agadir ein unbedeutendes Fischerdorf. In den 1930er-Jahren war Agadir noch immer ein kleiner Ort mit ca. 6‘000 Einwohnern; erst nach der Unabhängigkeit begann der Aufstieg zum Badeort. Diese Entwicklung unterbrach am 29. Februar 1960 ein Erdbeben, dem mindestens 15‘000 der Bewohner zum Opfer fielen; die Stadt wurde fast vollständig zerstört. 1962 begann, teilweise über eine nationale Erdbebensteuer finanziert, der Wiederaufbau. Das neue Stadtzentrum wurde einige Kilometer nach Südosten verlegt. Seither nahm Agadir einen rasanten Aufstieg zum international bedeutenden Seebad.