Buddhismus

 

Prinz Siddharta Gautama, der historische Buddha

Gautama Buddha kam Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus als Sohn eines Kleinfürsten in Lumbini, Indien zur Welt. Da seine Mutter früh verstorben war, wurde er von deren Schwester aufgezogen. Sein Vater versuchte alles irdische Leid von ihm fernzuhalten, darum durfte er den Palast nicht verlassen. Eines Tages bat er seinen Freund und Wagenlenker Chandaka, mit ihm auszufahren. Auf der ersten Ausfahrt begegnete er einem alten Menschen und sah, dass Menschen altern. Auf der zweiten Ausfahrt begegnete er einem kranken Menschen und auf der dritten wurde er Zeuge einer Leichenverbrennung. Auf der vierten Ausfahrt begegnete er einem Bettler und erfuhr von ihm, dass er auf Suche sei nach einer Antwort, die jenseits von Krankheit, Alter und Tod liege. Da beschloss er die Wahrheit zu suchen. Er verliess den Palast und war sieben Jahr unterwegs. Zuerst lernte er von Gelehrten, Yogis und Weisen. Er lernte alle heiligen Schriften. Er versuchte sich in strenger Askese. Schliesslich entdeckte er den Weg der Selbstversenkung, den weglosen Weg der Meditation und der führte ihn zur Erleuchtung. Die Legende erzählt auch, dass Mara, der gewaltige Herrscher der Unterwelt, gegen ihn kämpfte. Er schoss Pfeile, Schwerter und Äxte, die alle an Buddha abprallten. Schliesslich schickte er seine drei Töchter, genannt: Verlangen, Zärtlichkeit und Wohllust, die vor dem Erleuchteten einen Schleiertanz aufführten. Aber Buddhas Seelenfrieden triumphierte über die Verführerinnen.

 

Die vier edlen Wahrheiten

Die Erkenntnis, welche die Grundlage seiner Lehre werden sollte, ist von grosser Tragweite und von ergreifender Einfachheit. Er verkündete sie in seiner berühmten ersten Rede in Sarnath bei Benares, in der Nähe von Varanasi.

1. Alles Leben ist Leiden. (Alles was in den Bereich unserer Sinnesorgane eingetreten ist, kann nicht von Dauer sein. Geburt ist Leid, Krankheit ist Leid, Getrenntsein von Geliebtem ist Leid, Nichterlangen von Begehrtem ist Leid).

2. Die Ursache des Leidens ist das Begehren. (Der Ursprung des Leidens liegt in der Begierde nach weltlichen Genüssen und in der Unfähigkeit Schwächen des Egos, wie Egoismus und Stolz zu beherrschen. Wer zu sehr nach weltlichen Genüssen strebt, wird die zerstörerischen Kräfte von Hass, Gier, Begehren und Verblendung erleben).

3. Das Leiden kann behoben werden.

4. Durch den achtgliedrigen Pfad kann das Leiden behoben werden. (Dieser besteht aus: rechte Einsicht, rechtes Entschliessen, rechtes Wort, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Aufmerksamkeit, rechtes Sichversenken.)

Diese Wahrheit / Erkenntnis (dharma) gab er an seine Mönchsgemeinde (sanga) weiter. Die Überwindung des menschlichen Leidens erreiche man weder durch Selbstkasteiung, noch durch ausschweifendes Leben, sondern auf einem Mittelweg. Es gibt keine unveränderlichen Dinge, aus Altem entspringt ständig Neues. Das Neue wird durch das Vorangegangene bedingt (karma).

Die Erkenntnis vom Ursprung des Leidens ermöglicht es den Menschen, sich aus diesem Daseinskreislauf (samsara) zu befreien.

Da Menschen ein Produkt ihrer Umwelt sind, sollten sie die Entwicklung ihrer Persönlichkeit nicht dem Zufall überlassen, sondern selbst an die Hand nehmen. Mit der Loslösung von weltlichen Genüssen und dem Bemühen, geduldig, liebevoll und wohltätig zu sein, erreicht man einen emotional ausgeglichenen Zustand und ist zufrieden. Damit ist jeder Mensch befähigt, zu einem höheren Wissen über den Zustand der Welt zu gelangen und sein Karma zu verbessern.

 

Buddhismus, eine atheistische Religion?

Von Gott ist im Buddhismus nicht die Rede, nur von einem Erleuchteten und von einem Heilsweg. Im Hinduismus wird Atman genannt, was dem Gedanken „Gottvater“ am nächsten kommt und Brahman, dem Unpersönlichen, Unaussprechlichen, Ursächlichen, das ev. dem göttlichen Urgrund nahe kommt. Im Buddhismus gibt es nur die Erkenntnis des Leides und den Weg der Erlösung. An die Stelle des Glaubens tritt die Erkenntnis. Es gibt auch den Begriff Sünde nicht. Es gibt zwar verdienstvolle und unheilvolle Taten im Sinne von Ursache und Wirkung. Diese Taten bilden das Karma, das uns an den Kreislauf der Wiedergeburten fesselt. Wir haben die Chance uns von diesem Kreislauf, durch liebende Erkenntnis und das nicht unterscheidende Annehmen alles Seienden, zu befreien.

 

Nirwana, das grosse Nichts

Das einzige, das im Buddhismus als absolut angesehen wird, ist das Nichts, die Leere.

Aus der Sicht des Buddhismus sind Nirwana (das Verwehte) und Samsara (das Geschaffene) letztlich dasselbe.

Das Ziel liegt im Nirvana, in dem man sich von allen Voreingenommenheiten befreit hat.

 

Mahayana und Thervada

Bei einem Konzil, kurz nach dem Tod Buddhas, hat sich der Buddhismus in zwei Richtungen gespalten, die sich aber substantiell kaum unterscheiden, den Mahayana und den Theravada Buddhismus. Der Theravada Buddhismus verbreitete sich von Indien aus nach Sri Lanka, Thailand, Burma, Laos und Kambodscha, während der Mahayana-Buddhismus sich im Norden verbreitet hat, China, Japan, Korea bis Vietnam.

 

Mahayana

Der Name bedeutet Grosses Fahrzeug bzw. Grosser Weg und steht für das Ziel, alle fühlenden Wesen aus Samsara zu befreien. Im Mittelpunkt des Mahayanas steht dabei, das Mitgefühl unparteilich auf alle Lebewesen – ohne eine einzige Ausnahme – auszudehnen und stetig zu vergrössern.

Das Mahayana hat sich stark diversifiziert, z. B. als Tantra (vor allem in Tibet und Nepal) und Zen (vor allem in Japan) und beschreibt viele verschiedene Heilswege.

 

Theravada

Das Theravada ist die ursprünglichere Richtung, sie wird auch abwertend das kleine Fahrzeug genannt (d.h. vom Mahayana wird er zum Hinayana gezählt). Es ist einfacher und einheitlicher als das Mahayana.

Die Lehre von Buddha für ein gutes Leben wird im Theravada in 3 Punkten beschrieben: Ethisches Verhalten, Meditation und Einsicht/Erkenntnis.

 

Buddhismus in Thailand

In Thailand gewann der Buddhismus erst im 13. Jahrhundert Bedeutung. Heute bekennen sich 95% zum (Theravada) Buddhismus. Es werden viele Rituale abgehalten, z.B. werden drei Räucherstäbchen angezündet, und vor einer Buddhastatue aufgesteckt, eines steht für Buddha, eines für Dharma und eines für Sanga. In religiösen Ritualen kommen viele hinduistische Elemente vor, z.B. der Adler, das Traggtier von Vishnu, oder der Bulle, Tragtier von Shiva. Auch der Animismus (Glaube an Geister) ist sehr präsent. Neben vielen Häusern gibt es ein Geisterhäuschen für die Schutzgeister, auch in Tempeln werden sie dargestellt und offenbar auch häufig in Seifenopern am TV. Meist sind die Geister unheilbringend und müssen mit Opfergaben besänftigt werden.

Thais sind ziemlich abergläubisch, sie fürchten die Geister, glauben an Magie, Omen und Wahrsagerei. In Tempeln kann man sich die Zukunft voraussagen lassen. Dabei gibt es einen praktischen Ausweg. Wenn einem nicht gefällt, was prophezeit wird, kann man nochmals bezahlen und sich etwas anderes sagen lassen. Aber es kann auch sein, dass ein möglicher Liebespartner verlassen wird, weil ein Wahrsager meint, es sei nicht der richtige. Und viele Thais würden sich nie an einem Donnerstag die Haare schneiden lassen, da das Unglück bringen könnte.

 



Geisterhäuser

Der in Thailand weitverbreitete Geisterglaube wird innerhalb des Buddhismus akzeptiert. Er hat zwar mit dem Buddhismus nichts zu tun, sondern stammt aus animistischen Zeiten (Geisterglaube), ähnlich wie der Weihnachtsbaum oder die Ostereier im Christentum, die aus vorchristlichen Zeiten sind.

  Für Geister werden Geisterhäuser (spirit houses) gebaut. Bei vielen Wohn- und Geschäftshäusern findet man meistens zwei Geisterhäuser, wobei eines auf einer Stütze steht und das andere auf vier Stützen.

 Das Geisterhaus auf einer Stütze soll das Haus vor schädlichen Einflüssen bewahren. Es dient dazu, den Geistern, die man durch den Hausbau vom Grundstück vertrieben hat, eine neue Wohnstätte zu bieten. Dieses Geisterhaus muss schöner sein als das eigentliche Haus und dessen Schatten sollte nicht auf das Geisterhaus fallen.

 Das Geisterhaus auf vier Stützen dient dem Ahnenkult. Es ist für die Geister der eigenen Vorfahren als Wohnstätte bestimmt.

Bei beiden Häusern ist noch ein kleiner Altar vorgebaut, auf dem die Gaben für die Geister präsentiert werden. Das können Blumen, Esswaren, Getränke (wichtig in einem heissen Land!), Amulette oder Räucherstäbchen sein. Auch wird davor oft gebetet und es werden Zeremonien abgehalten.

Die Einweihung erfolgt natürlich nicht durch einen buddhistischen Priester, sondern dazu wird ein Brahmane benötigt. Er wird durch sein astrologisches Wissen und den Kontakt zur Geisterwelt bestimmen, wann und an welcher Stelle genau das Geisterhaus-Ensemble aufgebaut wird.

 


Klöster

Die meisten Männer, einige Frauen und auch der König von Thailand verbringen einige Monate in einem Kloster. Die Gemeinschaft der Mönche (sanga) stellt die Verkörperung der reinen Lehre dar. Es wird ein entbehrungsreiches Leben geführt, die Mönche müssen ihr Essen betteln gehen und dürfen nur am Vormittag etwas zu sich nehmen. Sie lernen respektvolles Verhalten. In dörflichen Klöstern kann man auch Ausbildungen machen und studieren.

Mit der Ordination zum Mönch (nach der Novizenzeit) wird jeder Mönch, gleich welcher Herkunft zu einer respektablen Person und auch der König muss ihnen Respekt erweisen. Mönche werden weniger als Individuen gesehen, sondern als Vertreter des buddhistischen Ideals. Bei einigen Zeremonien halten sie sich einen Fächer vors Gesicht, um das Individuelle zu verbergen.

Frauen achten bei der Partnerwahl darauf, ob der Mann in einem Kloster war.

 

Tempel

Eine Tempelanlage (Wat), besteht aus Türmen (Chedi in Thailand, Pagode in Burma, Stupa in Indien und Nepal, Dagoba in Sri Lanka), der zentralen Gebetshalle (Bot), in der religiöse Zeremonien abgehalten werden, Pavillons, Bibliothek, Unterkünfte für die Mönche und eventuell Zimmer für Pilger und Reisende. Im Unterschied zu Indien und Burma zieht man die Schuhe erst aus, wenn man in den Bot geht, nicht schon vor der Tempelanlage.