Die Organisation Free Sofia Tour bietet auch eine sog. Communist Tour an. Bei dieser Stadtwanderung wird erklärt, wie diese 45-jährige Periode sich auf das Leben der Menschen hinter dem Eisernen Vorhang ausgewirkt hatte.
Princes Korekom. In diesen Läden wurden Produkte nach westlichen Standard gegen US-Dollars verkauft. US-Dollars durften nur die Eliten und solche, die im Ausland gearbeitet hatten, besitzen. Allen anderen war der Besitz von Fremdwährungen verboten.
Religion war nicht verboten aber streng verpönt. Religiöse Aktivitäten, wie z.B. Taufen, mussten im Geheimen durchgeführt werden. Hier diente der Gebäudeteil oben nur dazu, das Kreuz zu verdecken um die Kirche als ein gewöhnliches Haus aussehen zu lassen…
Die Rotunde Svweti Georgi wurde während des Kommunismus als nationales Kulturgut stehen gelassen aber mit sozialistischen Bauen eingekreist. Sie ist das älteste noch erhaltene Gebäude Sofias
Die ehemalige Zentrale des Geheimdienstes. Jedermann war angehalten, seine Verwandten, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen zu bespitzeln. Es herrschte ein allgemeines Klima der Angst und des Misstrauens. Viele verschwanden in Arbeitslagern. In den 60er Jahren wurde die Devise “Sozialismus mit menschlichen Antlitz” herausgegeben und die Lager verschwanden nach und nach. Das Archiv des Geheimdienstes wurde nach der Wende angezündet
Die Plattenbauten waren einfache, billige und schnell erstellte Häuser aus vorgefertigten Betonelementen. Sie sollten den Wohnbedarf der in die Städte gezogenen Menschen erfüllen. Die Menschen lebten oft in beengten Verhältnissen, z.B. 6 Personen in 75 qm
An dieser Stelle stand bis 1999 das Mausoleum von Georgi Dimitrov. Er war von 1946 bis 1949 Premierminister. Als er 1949 unter mysteriösen Umständen in Moskau starb, wurde Bulgarien von den Sowjets gezwungen innerhalb von sechs Tagen ein Mausoleum für den Verstorbenen zu erbauen
Georgi Dimitrov (der mit dem Schnurrbart)
Ab 1954 bis 1989 regierte Todor Zhivkov als Erster Sekretär das Land. Er trieb den planwirtschaftliche Ausbau voran. Grosse industrielle Komplexe wurden errichtet, die vor allem für den sowjetischen Markt produzierten. Massenhaft zogen Menschen in die Städte.
Der Staat ging drei Mal beinahe bankrott. Todor Zhivkov war bei den Bulgaren unbeliebt. Einmal versuchte er die Menschen zu gewinnen, indem er verbilligte Westkonsumgüter abgab. Das hatte eine starke Verschuldung zu Folge. Aber die Freundschaft von Zhivkov mit Leonid Breschnew half.
Leonid Breschnew und Todor Zhivkov
Propaganda über die Leistungen des Staates und die Errungenschaften der Partei war überall: an den Schulen, in den Medien, am Arbeitsplatz, bei Veranstaltungen.
Viele Menschen schätzten auch die Vorteile des Sozialismus: garantierte Ausbildung, gratis medizinische Versorgung, Geschlechtergleichheit, Frauen durften ab 1945 wählen, 8 Stunden-Woche wurde eingeführt, freies Wochenende, Mutterschaftsurlaub 1 Jahr, keine Arbeitslosigkeit, jeder hatte genug zu leben.
Eine Führerin erzählte, dass ihr Grossvater wahrscheinlich ein Analphabet ohne Ausbildung und festen Arbeitsplatz geblieben wäre, wenn nicht der Kommunismus eingeführt worden wäre. Darum denken viele Menschen, vor allem aus ärmeren Verhältnissen, positiv über den Sozialismus. Die bürgerliche Minderheit hatte hingegen viele Nachteile hinzunehmen. Darum sind die Ansichten auch sehr geteilt.
Das Denkmal der Sowjetarmee. Es soll an die Befreiung Bulgariens von Hitlerdeutschland und den Nazis erinnern. Die Sowjettruppen sind zwar nicht bis nach Sofia vorgedrungen und Nazis gab es in Bulgarien nie.
Das Denkmal wurde schon in nächtlichen Aktionen auf verschiedene Weise “abgeändert”. Seitdem wird es dank der “Freunde Russlands” mit Kameras dauerüberwacht. Da das Bauwerk angeblich im Teilbesitz von Russland ist, kann es nicht einfach abgebrochen werden
Dieses unvollendete Denkmal beim Kulturpalast wurde anlässlich der 1300-Jahrfeier Bulgariens erstellt. Es wird nächstens abgerissen
Der Kulturpalast, mit elf Stockwerken, wurde 2005 zu den “10 top useless buildings” erklärt. Das Gebäude geht auf die Initiative von Ljudmila Zhivkova, der Tochter des Diktators zurück. Sie starb kurz vor der Eröffnung des Palastes 1981 unter mysteriösen Umständen
Ljudmila Zhivkova
1989 bezeichnete der Diktator die Muslime als unerwünscht. 400 000 mussten das Land Richtung Türkei verlassen, nach der Wende kehrten 200 000 wieder zurück.
Mahnmal der Opfer des Sozialismus. Auf den Tafeln sind die Namen der 7 000 Opfer der Säuberungen, die nach dem 2. Weltkrieg stattfanden, eingraviert
Ein Stück der Berliner Mauer. Ein Geschenk der Berliner an die Bürger von Sofia
Kommunismus als klassenlose Gesellschaft sei nirgends erreicht worden. Weder in den Ostblockstaaten, Kuba, China noch Nordkorea. Was als Kommunismus bezeichnet wird, sei eigentlich Sozialismus.
Kommunistische Architektur rund um den Platz der Unabhängigkeit: Links das grösste Kaufhaus zu kommunistischen Zeiten TSUM, in der Mitte die ehemalige Parteizentrale und rechts das Hotel Sofia mit dem Präsidentenamtsitz (hinten). Der Turm der Parteizentrale war von einem roten Stern gekrönt
Dieser Stern steht nun im Park des Museum of Socialist Art
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl geschah am 26. April 1986. Ausser den Parteieliten war niemand gewarnt. Die 1.Mai-Feier vier Tage später fand trotzdem statt, aber ohne die Parteibonzen. Sie hatten in Bunkern Schutz gesucht. Das Volk musste leere Balkone grüssen.