Die Organisation Free Sofia Tour bietet auch eine sog. Communist Tour an. Bei dieser Stadtwanderung wird erklärt, wie diese 45-jährige Periode sich auf das Leben der Menschen hinter dem Eisernen Vorhang ausgewirkt hatte.
Ab 1954 bis 1989 regierte Todor Zhivkov als Erster Sekretär das Land. Er trieb den planwirtschaftliche Ausbau voran. Grosse industrielle Komplexe wurden errichtet, die vor allem für den sowjetischen Markt produzierten. Massenhaft zogen Menschen in die Städte.
Der Staat ging drei Mal beinahe bankrott. Todor Zhivkov war bei den Bulgaren unbeliebt. Einmal versuchte er die Menschen zu gewinnen, indem er verbilligte Westkonsumgüter abgab. Das hatte eine starke Verschuldung zu Folge. Aber die Freundschaft von Zhivkov mit Leonid Breschnew half.
Propaganda über die Leistungen des Staates und die Errungenschaften der Partei war überall: an den Schulen, in den Medien, am Arbeitsplatz, bei Veranstaltungen.
Viele Menschen schätzten auch die Vorteile des Sozialismus: garantierte Ausbildung, gratis medizinische Versorgung, Geschlechtergleichheit, Frauen durften ab 1945 wählen, 8 Stunden-Woche wurde eingeführt, freies Wochenende, Mutterschaftsurlaub 1 Jahr, keine Arbeitslosigkeit, jeder hatte genug zu leben.
Eine Führerin erzählte, dass ihr Grossvater wahrscheinlich ein Analphabet ohne Ausbildung und festen Arbeitsplatz geblieben wäre, wenn nicht der Kommunismus eingeführt worden wäre. Darum denken viele Menschen, vor allem aus ärmeren Verhältnissen, positiv über den Sozialismus. Die bürgerliche Minderheit hatte hingegen viele Nachteile hinzunehmen. Darum sind die Ansichten auch sehr geteilt.
1989 bezeichnete der Diktator die Muslime als unerwünscht. 400 000 mussten das Land Richtung Türkei verlassen, nach der Wende kehrten 200 000 wieder zurück.
Kommunismus als klassenlose Gesellschaft sei nirgends erreicht worden. Weder in den Ostblockstaaten, Kuba, China noch Nordkorea. Was als Kommunismus bezeichnet wird, sei eigentlich Sozialismus.
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl geschah am 26. April 1986. Ausser den Parteieliten war niemand gewarnt. Die 1.Mai-Feier vier Tage später fand trotzdem statt, aber ohne die Parteibonzen. Sie hatten in Bunkern Schutz gesucht. Das Volk musste leere Balkone grüssen.