16. Juli 2015
Das Hauptgebäude des Vitra Design Museums in D-Weil am Rhein wurde vom amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfen und war dessen erstes Projekt in Europa. Während Gehrys frühere Bauten noch der bildbetonten Sprache der Postmoderne verbunden waren, beschränkte sich der Architekt beim Vitra Design Museum auf eine weiss verputzte Fassade, ein Zinkdach sowie eine Kubatur aus einfachen, geometrischen Grundformen. Aus diesen fast klassisch wirkenden Elementen schuf er eine dynamische Skulptur, bei der die einzelnen Baukörper zu zersplittern und in Bewegung zu geraten scheinen. Die Ästhetik des Vitra Design Museums trug maßgeblich zur Entstehung des Stilbegriffs „Dekonstruktivismus“ bei und leitete in Gehrys Schaffen eine neue Phase ein, die sich in seinen Großprojekten der Folgejahre (etwa dem Guggenheim Museum Bilbao, 1996) fortsetzte.
Im Innenraum verfügt das Vitra Design Museum über 4 große Ausstellungssäle mit gleichmäßigen, weißen Wänden und ca. 700 qm Ausstellungsfläche. Die wichtigste Lichtquelle ist ein zentrales Oberlicht, dessen Kreuzform auch von außen als Zentrum der Gebäudekomposition zu erkennen ist. Die von außen so markanten, diagonalen Baukörper beherbergen die Treppenhäuser. Die expressiven Außenformen des Gebäudes sind also durchaus funktional bedingt und entsprechen den Anforderungen an einen komplexen Museumsbau. Damit gelang Gehry im Vitra Design Museum die Verbindung zweier grundlegend verschiedener Typen der Museumsarchitektur. Zum einen ist das Gebäude eine überraschende Neuinterpretation des „white cube“, der einen zurückhaltenden Rahmen für die Präsentation von Exponaten bietet. Von außen ist es jedoch als bildhafte Bauskulptur gestaltet, die dem Vitra Design Museum schnell zu internationaler Bekanntheit verhalf.
Die Welt, wie wir sie kennen, ist im Umbruch – politisch, wirtschaftlich, sozial, kulturell und technologisch. Wer wissen will, wie Design diesen Wandel unterstützen oder sogar vorantreiben kann, dem sei der Blick Richtung Süden empfohlen. Besonders deutlich zeigen sich diese Veränderungen in Afrika. So waren etwa 2012 dort mehr Handys angemeldet als in den USA oder Europa: rund 650 Millionen. An der Spitze dieser Veränderungen steht eine junge Generation von Denkern und Machern, die mit ihrem interdisziplinären Werk innovative Lösungen für den Kontinent und den Rest der Welt vorlegen – und zugleich unseren traditionellen Designbegriff auf den Kopf stellen.
Was diese Ausstellung nicht zeigen will, ist ein vollständiges Bild von Design in Afrika. Zu gross ist der Kontinent, zu komplex und vielfältig mit seinen 54 Nationen, über 2000 Sprachen und Kulturen sowie einer Milliarde Einwohnern. Sie bietet aber eine neue Geschichte an, die man so vielleicht noch nicht kennt. Eine Möglichkeit unter vielen, Afrika zu sehen – und die Einaldung, eine vollkommen neue Perspektive zu diesem Kontinent einzuunehmen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 13. September 2015 geöffnet.
Für die Ausstellung “Making Africa – A Continent of Contemporary Design” war Okwui Enwezor als bearatender Kurator tätig. Enwezor, in Nigeria geboren, ist Direktor am Haus der Kunst in München und Kurator der 56. Kunstbiennale in Venedig 2015. Kunst und Design des 20. und 21. Jahrhunderts aus Afrika, Europa, Asien, Nord- und Südamerika stehen dabei in seinem Fokus.
“So lange, bis Löwen ihre eigenen Historiker haben, werden Erzählungen über die Jagd immer die Jäger glorifizieren” (Chinua Achebe, nigerianischer Schriftsteller, 1994)
Kai Krause: “Afrika ist ganz einfach immens gross – viel, viel grösser als wir alle dachten! Man sehe sich das einfach mal an, begreife es und lächle, man kann es dann nicht wieder vergessen”.
Mit seiner Grafik The True Size of Africa will Kai Krause diese Einsicht visualisieren. Ursache für die chronische Unterschätzung der Grösse des afrikanischen Kontinents ist die sogenannte Mercator-Projektion, die für die Darstellung der Erde in Atlanten, auf Rollbildern in den Klassenzimmern der Welt und im Hintergrund der meisten Nachrichtensendungen verwendet wird. Diese Zylinderprojektion sorgt dafür, dass die Grösse der Landmassen in Polnähe zu Ungunsten derjenigen in Äquatornähe aufgebläht wird – und umgekehrt. Das liegt daran, dass bei der Umwandlung einer dreidimensionalen Kugel in ein einzelnes zweidimensionales Bild dieses immer einen Verlust erleidet. Dass dadurch Europa vergleichsweise gross wirkt und eine zentrale Postion auf dem Globus erhält, war früher ein gern in Kauf genommener Nebeneffekt.
Wie sähe die politische Landkarte Afrikas aus, wäre Afrika der europäische Kolonialismus erspart geblieben? Diese Frage beantwortet der schwedische Künstler Nikolaj Cyon mit einer Karte die den Titel Alkebu-Lan 1260 AH (alte arabische Bezeichnung für Afrika, übersetzt “Land der Schwarzen”) trägt.Basierend auf historischen Recherchen zeigt diese Karte afrikanische Staaten samt ihren Grenzen, Hauptstädten und anderen wichtigen Orten.
(Alle Texte aus den Ausstellungsunterlagen)