Posted: 3. Juni 2014 by Haeberli
Die Erweiterung der Stadt nach Norden (L’Example) bot den Architekten des Modernisme um Antoni Gaudí eine einzigartige Spielwiese, die ihrer Kreativität Flügel verlieh. Es entstanden Häuser aus einer Fantasiewelt, die das Gesicht Barcelonas bis heute prägen
Casa Batlló im Stadtteil L’Eixample: Selbst wenn sich an Gaudís Bauten bis heute die Geister und Geschmäcker scheiden: Klar ist, dass Gaudí der katalanischen Metropole ein unverwechselbares Gesicht gegeben hat. Er schuf nicht nur die Kirche Sagrada Familia, die kaum weniger bekannten Bürgerhäuser Casa Batlló und Casa Milà sowie eine Reihe weiterer Gebäude. Er entwickelte auch Formen und Techniken, die viele Architekten bald begeistert kopierten. Gaudí war der Guru des Modernisme, also jenen Stils, den Barcelona nachhaltig prägte. Im Kern handlt es sich bei der Modernisme um eine Bewegung die gegen Ende des 19. Jahrunderts ganz Europa ergriffen hatte – und auf Deutsch als Jugendstil bekannt geworden ist. Die Protagonisten des Jugendstil warfen veraltete Traditionen über Bord. Sie fanden zu ganz neuen krativen Freiheiten: Statt symmetrischen Achsen gestalteten sie geschwungene Formen, als Inspiration dienten organische, der Natur entlehnte Vorbilder. Obwohl die Bewegung europaweit ähnliche Fragen stellte, entwicklelte sie doch verschiedene Antworten und Ausprägungen: Art Nouveau in Frankreich, Modern Style in England. Besonders experimentiell und konsequent gaben sich Gaudí und die anderen Vertreter des katalanischen Modernisme. Sie brachen mit jeder Vorschrift, die ihre Fantasie zu bremsen drohte. Symmetrien sucht man fast vergebens: Wie von selbst gewachsen wirken die runden, geschwungenen, gewellten Formen der von Gaudí 1904 bis 1906 umgebauten Casa Batlló. Ihr Dach erinnert an den geschuppten Rücken eines Drachens, im Innern sind Säulen und Bögen der Form riesiger Knochen nachempfunden, die Schornsteine sind als Skulpturen gestaltet.
Category: Barcelona 2014
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